Freytag, Gustav: Soll und Haben
Freytag, Gustav: Soll und Haben. Roman in sechs Büchern | ||||
Preis:
1,45
€ Gebraucht, Guter Zustand, Hardcover, 910 S. Deutsche Buch-Gemeinschaft, o.J. ISBN: o.A. Lieferbarkeit: vergriffen Land: Deutschland; Epoche: Industrialis. |
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Sokrates-Verkaufsrang: 17544
Ein wegen seiner antisemitischen Tendenzen höchst umstrittener Klassiker der deutschen Literatur.
Auszug aus dem Vorwort:
[...] Was mein edler Fürst damals sprach: über die Verwirrung der letzten Jahre, über die Mutlosigkeit und müde Abspannung der Nation, und über den Beruf der Dichter, die gerade in solcher Zeit dem Volke einen Spiegel seiner Tüchtigkeit vorhalten sollen zur Freude und Erhebung, - das waren goldene Worte, in denen sich ein großer Sinn und ein warmes Herz offenbarten, und sie werden lange nachklingen in dem Herzen des Hörers.
Seit diesem Abend habe ich den Wunsch, mit Eurer Hoheit Namen das Buch zu schmücken, dessen Plan ich damals mit mir herumtrug.
Fast zwei Jahre sind seitdem vergangen, ein furchtbarer Krieg ist entbrannt, und mit finsterer Sorge sieht der Deutsche in die Zukunft seines Vaterlandes.
In solcher Zeit, wo die stärksten politischen Leidenschaften in das Leben jedes einzelnen bringen, weicht die heitere Ruhe, welche der Schaffende zur künstlerischen Gestaltung braucht, leicht von seinem Arbeitstisch.
Ach! sie hat dem deutschen Dichter seit langem gefehlt. Nur zu sehr fehlt das Behagen am fremden und eigenen Leben, die Sicherheit fehlt und der frohe Stolz, mit welchem die Schriftsteller anderer Sprachen auf die Vergangenheit und Gegenwart ihres Volkes blicken, im Überfluß aber hat der Deutsche Demütigungen, unerfüllte Wünsche und eifrigen Zorn.
Wer in solcher Zeit Poetisches gestaltet, dem fließt nicht die freie Liebe allein, auch der Haß fleißt leicht aus dem schreibenden Rohr, leicht tritt an die Stelle einer dichterischen Idee die praktische Tendenz, und statt freier Laune findet der Leser vielleicht eine unschöne Mischung von plumper Wirklichkeit und gekünstelter Empfindung.
Bei solchen Gefahren hat der Dichter doppelt die Pflicht, die Umrisse seiner Bilder rein zu halten von Verzerrung, und seine eigene Selle frei von Ungerechtigkeit.
Dem Schönen in edelster Form den höchsten Ausdruck zu geben, ist nicht jeder Zeit vergönnt, aber in jeder soll der erfindende Schriftsteller wahr sein gegen seine Kunst und gegen sein Volk.
Diese Wahrheit zu suchen, und wo ich sie fand, zu vertreten, halte ich für die Aufgabe meines Lebens. [...]
Zustandsbeschreibung:
OHLdr. mit Lesebändchen, Seiten leicht gebräunt, ansonsten gute Erhaltung. Text in altdeutscher Frakturschrift.
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